Donnerstag, 18. Oktober 2012


La Tristezza


Von hinten angeschlichen, ergriff sie mich auf’s Neue,
bedeckt und schwer hält sie mich,
ich halte mich an ihr fest,
dass ich es nicht bereue

Ach, Melancholia, -Du Schwere, Schöne,
hälst mich in Deinem Bann,
kommst vorbei spaziert dann und wann,
nicht, dass ich mich Deiner entwöhne,
doch hörst Du nicht meine Beichte!
Melancholia weiche,
weiche von mir, weiche!

Zu schnell führt Dich Dein Weg vorbei
und nimmt mich bei der Hand,
lässt mich tiefer in die Erde sinken,
ich kann nicht weiter laufen,
finde mich wieder und wieder
vor der selben Wand, vorm ertrinken.

Habe ich der grauen Schleier nicht genug gelitten,
wann schieb ich sie vorbei,
bin auf Hades Pferd geritten,
durch dunkle Gänge geirrt,
bitte,Melancolia- gib mich frei!

Lauter Leben –
Großstadtbummel



Hochhausspitzen
ragen aus dem Wüstenmeer,
von Verkehrsinseln und Zementblöcken.
Ich kann sie an meinen Fingern nicht abzählen,
schrill lacht mir die Leuchtreklame ihrer Gesichter entgegen.

Auf  Straßen und Plätzen treffen sich regelmäßig Gesichter mit Meinem,
Volle Rolltreppen, voller Menschen,
laden ein und laden aus,
-meistens in Kaufhäusern-
buntflimmernde Schaufenster,
verwandeln die Stadt in ein Spiegelkabinett aus bunt verspielten Illusionen.

Vielfache Lebensläufe treffen sich,
an regelmäßigen Straßenkreuzungen,
eng umschlungen und abgestoßen,
zum Rendez-vouz, im Duell,
ein Wimpernschlag voneinander entfernt,
fallen sie rasend stumm aneinander vorbei,
aufgewirbelter Straßenstaub deckt Lärm über sie.

Lauter Leben überall,
nichts voneinander ahnend,
dicht existierend, quietschend, stönend beieinander,
teilen sie sich ein Schlafzimmer aus Straßen
und einem vom Smog gefärbten Himmelsgewölbe,
bis der schwere Theatervorhang fällt,
endet die Vorstellung mit einem begeisterten Applaus.

Herbst


jetzt sind wir wieder erobert.
Mit einem Male war er da,
hat sich den Eintritt selbst genommen
und alle letzten Winkel bereits erklommen.
Eine Antwort so klar.

Der Sommer ist vorbei,
die letzten Sonnenstrahlen sind gegangen.
Noch nicht ganz im grauen Dunst gefangen,
sausen bunte Blätter an meinem Ohr vorbei.

In sich kehrt verweilt man still an einsamen Platze
und preist die wieder gefundene Besonnenheit.
Ja, der Herbst macht still und wunden.
Nichts kommt einfach so herbei.
Nichts geschieht aus nicht’gen Gründen.
Niemand ist vor des Herbstes Antworten gefeit.

Gestrandet


Laufe ausgetretene Pfade,
längst bekannten Spuren folgend,
dem Horizont entgegen,
das Licht suchend-dass ich schon so oft gesehen
und wieder verloren hab

Von Heimweh gepackt - mit in Sehnsucht gebadetem Herzen,                                              
Musik in den Füßen und Tränen im Bauch,
lass ich mich über die Lande tragen und halte Ausschau-
 nach etwas bekanntem, einem Zeichen dem ich folgen kann

Im Sand sah ich Spuren vor mir,
ich ließ mich von Ihnen tragen, entlang der Küste-
bald rief mich das Meer mit seinen wogenden Wellen, 
mich zu umarmen in seiner ganzen geborgenen Tiefe   

Auftauchend, aufatmend, ausdauernd,
konnte ich nicht um mich sehen, wessen Spuren ich gefolgt
immer weiter suchend, irre ich und komme nicht an

Ich bin ein Blatt am falschen Baum,
fallend im Frühling und knospend im Winter,
froh unter andern und doch fremd,
Welten entfernt.
niemals zu Hause
geh immer mit dem Wind,
alter Zeiten weit voraus                                         

Meiner Stimme Gesang ferner Zeiten,
perlt und klingt gen Westen
ruft die mir vertrauten Seelen
um mich mit ihnen zu vereinen         

Gestrandet an fremden Küsten
bin ich viele Wege gegangen
um zu suchen und zu finden,
meine Reise hat viele Gesichter,

der Weg führt immer nach Hause,
verlorene Kinder des Lichts.

Garten Eden


 

Was bleibt?
inmitten von vielfältigem Glanz,
unter großem, lautem Getümmel,
innerhalb fadenscheinigem Wirrwarr,
hinter schillernden Leuchten,
unter Tausend und Einer Sache,
und stetem, wechselndem Hin-und Her???

Atemlos aufgeregt,
stockend stehend,
erschrocken ernst
lautlos leer
ergeben.

Enthüllt von undurchsichtigem Schmutz,
verschleiernde dichte Nebelschwaden,
mit den Sinnen spielend,
ziehen von dannen

Mein Bild von Farben leer,
ruchlos reingewaschen
Vorstellungen verblassend,
tote Erwartungen
trauernde Flügel
hängen bis zum Hades tief
nur das Unmittelbare umgibt,
trocknet tristen Trotz,
entblössende Essenz
ganz nah am Herzen
tröstlich warm
beständig echt
Nackt-

stehe ich im Garten.